Wenn am Ende der Elefant wieder zur Mücke wird…
Man nehme einen Prinzen, dessen bösen, missgünstigen Bruder sowie ein lyrisches Liebespaar, das durch eine Intrige auseinander gebracht werden soll – und schon hat man alle Zutaten für eine klassische Tragödie zusammen.
Doch wenn der Autor William Shakespeare heißt und nichts von vorhersehbaren dramaturgischen Abläufen hält, sondern das Leben in seiner prallen Fülle abbilden will, dann fügt man noch ein paar liebenswerte Trottel hinzu, die unabsichtlich eine Verschwörung aufdecken, einen Mönch mit einer guten Idee sowie ein unkonventionelles Paar, das durch eine „positive Intrige“ zusammengeführt wird.
Herausgekommen ist dabei eine der schönsten Komödien der Weltliteratur.
Nach siegreichem Kampf kehren Prinz Pedro von Aragon (Andreas Kelly) und seine Gefolgsleute Claudio (Mirko Bohnert) und Benedikt (Markus Mohr) als Gäste in das Haus Leonatos (Mike Scherrer), des Statthalters von Messina, zurück. Dort wirbt Don Claudio erfolgreich um die schöne Hero (Carmen Konopka), Tochter Leonatos. Während man die Hochzeitsfeierlichkeiten vorbereitet, versucht man aus purem Zeitvertreib Frauenverachter Benedikt und die ihm in nichts nachstehende Männerfeindin Beatrice (Christina Jakobs) – beide berühmt berüchtigt für ihre scharfzüngigen wie amüsanten Wortgefechte – „unsterblich sterblich ineinander verliebt zu machen.“
Währenddessen schmiedet der finstere Don Juan (Guntram Raquet), der Bruder Pedros, mit seinen Kumpanen (Lucas Müller und Kristina Brandenburger) ein Komplott, um die bevorstehende Heirat von Claudio und Hero zu verhindern.
Nur durch Zufall löst sich am Ende alles in Wohlgefallen auf.
„Viel Lärm um nichts“ zählt heute zu den beliebtesten und meistgespielten Theaterstücken überhaupt. Kein Wunder also, dass es das Ensemble des „Dramatischen Hoftheaters“ gereizt hat, dieses Meisterwerk einmal in einer eigenständigen Adaption auf die „Bretter, die die Welt bedeuten“, zu bringen.
In der Spielzeit 2015 hat sich demnach der Herrenhof Mußbach in das mediterrane Messina verwandelt, wo nach zahlreichen Täuschungen und Verleumdungen letztendlich doch noch alles zu einem guten Ende geführt wird. Auf beinahe unheimlich unterhaltsame Weise konnte der Zuschauer beobachten, wie Menschen aus der berühmten Mücke einen aufgeblähten Elefanten machen, der letztendlich wieder zurück auf die Größe eines winzigen Insektes schrumpft: Viel Lärm also um nichts.
Trotz ihrer Leichtfüßigkeit demaskiert die Komödie unübersehbar eine Gesellschaft, in der der „Lärm“ um den Schein und Äußerlichkeiten wichtiger ist als das offene Eingestehen der tatsächlichen Gefühle und Empfindungen.