2013: Was ihr wollt

Einmal im Jahr, in der sogenannten „Zwölften Nacht“ (so der englische Originaltitel der Komödie), verschwimmen die Grenzen zwischen realer Welt und Phantasie. Dann öffnet sich ein Raum-Zeitfenster, durch das der größte Dichter aller Zeiten sein Publikum in das sagenhafte Land Illyrien entführt, in dem Wünsche und Sehnsüchte wahr werden können oder einfach einmal die klassische Rollenverteilung der Menschen auf den Kopf gestellt wird.
Dort ist die junge Viola auf der Suche nach ihrem verschollenen Zwillingsbruder gestrandet. Als Mann verkleidet tritt sie in den Dienst des Grafen Orsino, der über Illyrien herrscht und in den sie sich unsterblich verliebt. Dieser jedoch versucht seit längerer Zeit das Herz der schönen Olivia zu gewinnen. Olivia wiederum entbrennt leidenschaftlich für dessen Liebesboten, nämlich die unglückliche Viola in Männerkleidern. Ein liebestolles Verwechslungsspiel entwickelt sich…

Wenn diese Handlung nun ausschließlich in der realen Welt statt fände, so würde sie sicherlich in einer unsäglichen Tragödie enden, in der alle Protagonisten unbefriedigt und von der Liebe erschöpft einsam zurückblieben. Doch Shakespeares Illyrien ist ein Ort, in dem sich grundsätzlich Komödien abspielen: Am Ende findet jeder Topf seinen Deckel und (fast) alle können zufrieden nach Hause gehen.
Nun wäre Shakespeare nicht Shakespeare, wenn er nicht dafür sorgen würde, dass der ohnehin schon spannenden Haupthandlung noch durch mehr oder weniger skurrile Nebenfiguren, die ebenfalls ihrem persönlichen Glück hinterher jagen, das Sahnehäubchen aufgesetzt wird.

Dem großen englischen Dramatiker ist mit „Was Ihr wollt“ eine der faszinierensten und unterhaltsamsten Komödien der Weltliteratur gelungen und es ist kein Wunder, dass sie seit Jahrhunderten zu den meistgespielten Stücken auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“ gehört. Mit intelligentem und oft fulminantem Sprachwitz sowie hinreißender Situationskomik werden brilliant Charaktere auf die Bühne gezaubert, die von melancholisch leisen Tönen bis derben Scherzen das ganze Spektrum menschlichen Daseins abbilden.
Wenn sich am Ende der Zuschauer auf seinem Platz in der realen Welt wiederfindet, mag er sich die Aufforderung des Stückes vielleicht zu Herzen nehmen: Macht doch, was Ihr (wirklich) wollt!

Fotos: Reiner Engwicht

Dramatisches Hoftheater

Anfahrt

Herrenhof Mussbach
Herrenhofstraße 6
67435 Neustadt/Wstr.